«Die Reben werden erzogen»
Im Rebsortengarten Höngg werden sogar mehrere Erziehungssysteme geschnitten, um die Vielfalt der Möglichkeiten zu zeigen. Reben können nicht einfach so belassen werden, wie sie gerade wachsen. Der Winzer möchte der Pflanze beibringen, Trauben für die Esstrauben– oder Weinherstellung zu produzieren.
Philosophisch gesehen müssen Pflanzen nur gerade ein Ziel verfolgen. Nämlich die Reproduktion zu gewährleisten. Bei den Trauben reichen dazu Kleinstbeeren mit gesunden Kernen, die auf den Boden fallen und als Sämlinge wieder neue Rebstöcke wachsen lassen.
Der Winzer will aber mehr. Darum muss er die Reben erziehen. Zum Beispiel so schneiden, dass eine geschlossene Laubwand in den Drähten vorhanden ist. Der Schnitt soll eine optimale Besonnung gewährleisten und eine gesunde Entwicklung ermöglichen. Oder der Rebstock soll, an einem Stickel angebunden, einige gesunde Trauben zur Reife bringen.
Am 14. März 2020 haben wir die Jungreben geschnitten. «Unsere Kinder» sind noch nicht dem endgültigen Erziehungssystem angepasst. Also immer noch im Aufbau der Jugendlichkeit begriffen. Nach einer ersten kleinen Ernte 2019 ist es nun möglich, schon mehrere Knospen anzuschneiden für einen mittleren Ertrag, den wir Ende September erwarten können … wenn alles gelingt.
Links: Zwei lange Triebe werden an den Draht gebunden. Doppelstrecker
Mitte: Zwei kurze Triebe werden an den Stickel hochgebunden. Ostschweizer Stickel
Rechts: Ein langer Trieb wird zum runden Bogen angebunden. Eines der schwierigsten, aber schönsten Erziehungssysteme. Rundbogenschnitt